Schau doch mal..

Freitag, 27. Juli 2012

Gedanken in der dritten Person erlauben irgendwie eine größere Distanz.

Sie kommt oft hierher, lehnt sich mit dem Rücken an einen der vergessenen Heuballen vom Vorjahr und fühlt sich weit weg und leicht auf diesem verlassenen Feld.
Wenn sie ihre Ruhe braucht, findet sie sie dort, wenn sie nicht mehr weiterweiß helfen ihr die Geräusche der Natur dabei, neue Wege zu finden.
Oft fühlt sie sich erdrückt von all den Dingen, die für die Menschen um sie herum alltäglich und normal geworden sind. Sie fühlt sich nicht als Teil dieser verrückten Welt, das tat sie schon als kleines Kind nicht.
Sie mochte keine Puppen und auch keine Plastikautos, beim Mutter-Vater-Kind-Spielen dachte sie nur immer daran, dass sie nicht diejenige war, die sie vorgab zu sein und bei Kindergeburtstagen fühlte sie sich fehl am Platz.
Natürlich hat sie oft versucht, all die Erwartungen zu erfüllen, um sich nicht ganz so einsam und sonderbar zu fühlen. Doch immer ging sie schnell wieder fort und erzählte ihren Kuscheltieren von ihren Wünschen und Träumen. Für sie bestand kein Zweifel darin, dass die Tiere sie verstehen könnten.In ihren Augen waren ihre Stoffschafe und -eulen lebendig und oft träumte sie sich fort in deren Welt, die bunt und verrückt und einzigartig war und ihr das Gefühl von Freiheit gab, in dieser anderen Welt konnte sie fliegen und tanzen, lachen und weinen und keines der anderen Wesen verurteilte sie dafür.
Sie wurde älter und lernte neue Menschen und Dinge kennen, zog oft um und wechselte so oft die Umgebung. Doch wohin sei auch sah, erblickte sie Wesen, die schon lange vergessen hatten zu leben und bloß noch existierten. Sie gab sich nicht damit zufrieden, dass einfach alles so war wie es war.
Immer fragte sie nach dem Warum und jedes geantwortete „Darum“ verwirrte und beängstigte sie. Sie wuirde langsam zornig über die Menschen, die nicht nachfragten, die wie kleine Teilchen eines riesigen Getriebes pausenlos funktionierten, die ihre Gefühle abschalteten zugunsten kleiner Metallplättchen und Papierblätter, die sie „Geld“ nannten.
Was sie jedoch am meisten verunsicherte waren nicht die Regeln, mit denen sie großgeworden war, nicht die Normen, nach denen die Menschen zu funktionieren hatten- sondern dass sie diese Gesetze und Hirngespinste Einzelner so bereitwillig, beinah gierig aufnahmen und sie befolgten, ohne sie je infrage zu stellen.
Sie war ein Sonderling, weil sie nachfragte, weil sie nachdachte und sich nicht scheute, ihre Verwunderung auszudrücken über das, was sie sah.
So oft fragte sie nach, doch nie erhielt sie eine ehrliche Antwort.
Bis heute stellt sie sich diese Fragen, bis heute ist es in ihren Augen nicht möglich, in den Fesseln dieser Gesellschaft jemals frei und glücklich sein zu können. Bis heute möchte sie verstehen, doch sie kann es nicht. Bis heute versucht sie, anderen ihre Gedanken zu erklären, doch die wenigsten verstehen sie. Sie weiß, es gibt noch mehr Menschen wie sie, doch viele von ihnen hat sie kennengelernt und bald darauf wurden sie alle selbst zu Kettengliedern in diesem endlosen, gleichgeschalteten System.
Sie weiß nicht, ob sie die Kraft hat, an ihren Träumen und Wünschen festzuhalten, ob sie nicht irgendwann auch so wird wie die anderen: Eine leere Hülle, stumm, gleichgültig und abzuspeisen mit einem einfachen „Darum“.
Es gibt manche Menschen, die ihr beistehen, ihr Kraft geben, doch oft kann sie auch diese nicht verstehen. Viele wenden sich ab und sie selbst kann es nicht verstehen. Sie möchte stolz sein auf ihre Art zu denken und ihre Freiheiten genießen, doch diese Erlebnisse machen sie zweifeln. Sie zweifelt manchmal und immer wenn sie zweifelt, kommt sie hierher.

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