Schau doch mal..

Freitag, 19. Oktober 2012

Zeit rast..

Kaum zu glauben, dass du schon seit über einem Monat weg bist.. es ist so viel passiert in der Zeit, so oft denke ich „das musst du ihm noch erzählen“ und dann fällt mir alles wieder ein. Ich habe es noch nicht realisiert, noch lange nicht.
Wenn ich über die Wiese zu dir laufe oder danach am Apfelbaum vorbei zurück, denke ich immer, du reitest gleich vorbei. So wie jeden Herbst, weißt du noch, die Stoppelfelder und der Wind, der durch die Bäume weht? Ich habe ein Bild von dir im Kopf, wie du über die Wiese fliegst und der Herbstwind deinen Hut fast verweht, wie du lachst und einfach frei bist… wie sehr wünsche ich mir das für dich, dass du frei bist und in gewissem Sinne auch glücklich.
Erinnerst du dich, als wir ausritten und uns vom Wegrand Äpfel geklaut haben? Ich war noch nicht zwölf, aber all diese Erinnerungen kommen jetzt wieder.
Bitte frag mich nicht, wie es mir geht. Ich will dich nicht anlügen und du weißt doch selbst am besten über mich Bescheid- ich bin doch deine Tochter. Du fehlst, du fehlst wenn ich mich über eine schlechte Note aufrege oder über die Eins in Mathe freue, wenn ich meine neue Wohnung einräume und mir so wünsche, du könntest sie sehen… auch, wenn ich das Katerchen kraule, das mich so sehr an dich erinnert und besonders jedes Mal, wenn ich bei deinem liebsten Vierbeiner bin. Ich glaube, du würdest dich freuen zu sehen, wie viel Halt mir dieses Pferd momentan gibt. Ich weiß, ich wollte nicht mehr reiten- aber alleine, wenn ich ihm durchs Fell streichle und meine Nase in seine Mähne drücke, bist du so nah. Du hast auch an unserem Geburtstag gefehlt, ich habe das erste Mal in meinem Leben alleine gefeiert, ohne dich. Vor fünf Jahren habe ich mir das gewünscht, aber jetzt weiß ich wie glücklich ich sein kann, dass du bisher immer da warst.
Dein Füller bringt mich durch die Tests und Klausuren und deine Lieblingsbücher, jedes einzelne, erinnern mich mit einem Blick auf ihren Buchrücken an einen begeisterten Monolog, den du über ein jedes Werk gehalten hast.
Ich wusste nie zu schätzen, vermutlich erkannte ich nicht einmal den Wert, den ich an dir hatte, die Geborgenheit, die du mir gabst.Langsam merke ich immer mehr, was für ein großartiger Vater du warst. Du hast mir so viel Kraft gegeben und jeder Gedanke an dich tut dies noch immer. Aber trotz allem vermisse ich dich unendlich. Du hättest noch nicht gehen müssen. Ich wollte dir noch so viel zeigen, sehen, wie du mit deinen Enkeln spielst. Aber keine Angst, ich werde ihnen erzählen, was für ein einzigartiger und wunderbarer Mensch du bist.
Ich liebe dich, Papa.